Damit sich die Schrift erfülle

 2007 03 23 Damit sich die Schrift erfülle

"Passion führt zum Fundament christlicher Überlieferung“    Walldürn    23. März 2007 – 17. Mai 2007

Eine sehenswerte Ausstellung mit Skulpturen des Künstler-Ehepaares Ramona und Rolf Hamleh aus Altheim zur Passion Jesu mit dem Titel "Damit sich die Schrift erfülle" ist vom 23. März bis zum 17. Mai in der St. Marienkirche in Walldürn-Süd zu sehen. Die beeindruckende Vernissage fand am Freitag vor rund 600 Besuchern statt.

 

 Nach dem musikalischen Auftackt durch Kirchenorganist Robert Schmeiser sagte Stadtpfarrer P. Franz Klein, OSA, im Mittelpunkt dieser Ausstellung stehe die Kunst, die am Leben pulsiert, wobei im Zentrum des Glaubens dabei die im Tod erkaufte Auferstehung Jesu Christi stehe. Zu sehen seien bei dieser Ausstellung Skulpturen, in die Ahnungen hineingelegt seien auf dem österlichen Kreuzweg. Bürgermeister Karl-Heinz Joseph sagte, dass Kunst und Kirche schon immer sehr eng miteinander verbunden und so der Zeit oft voraus sind. Alle Ausstellungsbesucher forderte er dazu auf, mit der Kunst zu kommunizieren und sich mit ihr kritisch auseinander zu setzen. Werner Keppner (Lauda-Königshofen) führte in die Ausstellung ein. Das Leben der Menschen auf der Erde heute sei weitgehend von Kommerz und von der Logik des Marktes bestimmt. In diese Zeit hinein eröffne nun das Künstler-Ehepaar Ramona und Rolf Hamleh seine Ausstellung, mit dem Zyklus ihrer geschaffenen Passion mit dem letzten Abendmahl, der Eucharistiefeier und also mit der großen fortwährenden Danksagung dargestellt im Moment, in dem Judas das Tor der Entscheidung zwischen Himmel und Hölle, zwischen Sinn und Verfehlung, zwischen harmonisch-verbindendem Fest und tiefer Bestürzung erreicht hat. Das Biblische Ereignis nach dem einmal gefassten Entschluss zum Verrat sei der zentrale Ort, wo die  Christusliebe sichtbare Gestalt annehme und so zum Urbild des Herrendienstes und der versammelten Gemeinde von Erschrockenen, Ängstlichen, Müden, verzagt Kleingläubigen und von Sorge Erfüllten werden von solchen, denen die Zukunft Bange mache. Nur Jesus, der segnende Christus, stehe herausgehoben da, allein und ganz dem Betrachter in Würde zugewandt wohlwissend, was ihn erwarte. Eine Tischgemeinschaft der Verunsicherten, der Bittenden und Getrösteten, der Ratlosen und Fragenden, der Mutigen und Überzeugten habe das Künstler-Ehepaar Hamleh zum Urbild der Kirchengründung geformt und tastet sich souverän und sicher im Brückenschlag zur Gegenwart über Zeit und Raum allgemeingültig mit einem unverkennbar eigenen, ungewöhnlich prägnanten Stil hinein in das Wesen und Mysterium der Kirche.

Weder diese noch die letzten beiden Darstellungen von der Auferstehung Jesu in der Begegnung des Herrn mit Maria von Magdala und mit dem Apostel Thomas sollten keinesfalls lediglich nun einen ausgewählten Rahmen für die Zwischenstücke der eigentlichen Passion bilden. Ganz das Gegenteil sei der Fall, beide Künstler würden das Abendmahl und die Auferstehung als herausgehobene Schlüsselszenen zum tiefen Verständnis ihrer Passion überhaupt begreifen. Dem Gesamtkunstwerk  geht es nämlich vor allem um zwei Schwerpunkte: Zum einen um das übersinnliche Wesen der Kirche, und zum anderen um die innere Umkehr der Menschen, soweit sie noch glauben können. Das Künstler-Ehepaar Hamleh habe die Begegnung mit dem Auferstandenen und der Maria von Magdala so nachspürend sensibel, ehrfurtsvoll, fast scheu zum Ausdruck gebracht.

Beide würden es verstehen, das Wesentliche im Fokus hinter- und untergründiger Aussageweisen hervorzurufen und prägnant zur Sprache zu bringen. Um dieser Schlagkraft, dieser bildlichen Einprägsamkeit willen seien Meisterwerke entstanden, die nicht lediglich Schaustücke sein wollen und sollen. Dem raschen oberflächlichen, musealen Hinsehen und dem Schnelldurchgang entziehe sich der bildnerisch Wert. Die erwartete Betrachtungsweise setze also einen Besucher voraus, dem das Bedenkenswerte mehr bedeutet als lediglich ein inhalts- und abwechslungsreiche Legende. Bildzeichen, wie sie Rolf und Ramona Hamleh zum Leben erweckt hätten, wollten und sollten den Besucher expressiv ansprechen, ihn geschickt belehren und ein Stück weit auch erziehen. Alle bei dieser Ausstellung zu sehenden Ausstellungsstationen würden den Betrachter dazu einladen und ihn dazu animieren.

Die Passion im engeren Sinne begegne dem aufmerksamen Betrachter in der  Verurteilung durch Pilatus und im Bild des Ecce Homo voller schrecklicher stiller Klage darüber, was Menschen imstande seien, anderen Menschen anzutun. Selbstverständlich mit gleicher Überzeugungskraft und in den einzigartig geschaffenen Stilelementen des Künstler-Ehepaares Hamleh erscheine innerhalb der Bildfolge aus der Passion danach eine Gegenwelt der enschlichen Beziehungen untereinander aus tätigem Mitfühlen. So die behutsame Kreuzabnahme, erst recht die ausdruckstarke Darstellung der Pietà, und die ergreifende Grablegung. Sie alle würden von befreiender, verbindlicher Freundschaft, von vertrauter Nähe einer innigen einmaligen, leidvollen Mutter-Sohn-Beziehung, und von dem christlichen Werk der Barmherzigkeit reden.

Wie Werner Keppner abschließend feststellte, hätte Ramona und Rolf Hamleh mit ihrer Passion in anspruchsvoller, aktueller und künstlerisch-wertvoller, unverwechselbarer Weise zu dem Fundament unserer gemeinsamen christlichen Überlieferung zurückgeführt, die Europa zu dem gemacht habe, was es heute sei. Auf dem Boden des Christentums habe sich unsere Kunst und Kultur entwickelt. Ohne das Christentum als tragender Grund hätte unser ganzes Geistesleben keinen Sinn. Deshalb gratuliere er als kritischer Kunstbetrachter dem Altheimer Künstler-Ehepaar aus der unbeirrbaren Überzeugung heraus, dass es Großes geleistet und neben der bisherig offiziellen Anerkennung und ausgezeichneten Würdigung ihrer Arbeiten erneut einen besonderen Ehrenpreis habe.

Nach dieser Einführung rezitierte Stefan Müller-Ruppert mit markanter Stimme in der abgedunkelten Kirche zu den ausgestellten und mit Scheinwerfern jeweils angestrahlten Kunstwerken passende Texte aus der Matthäus-Passion und von Rainer Maria Rilke, die in beeindruckender Weise musikalisch umrahmt wurde vom Vokalensemble Auftakt unter der Leitung von Mathias Banholzer und vom Vokalsolist Bernhard Heinzmann hervorragend dargebotene Passionslieder, ehe die Vernissage dann schließlich mit einem Orgelstück ausklang.

Der lange Schlußapplaus sowie Standing Ovations dokumentierten, welch großen Anklang diese Vernissage gefunden hatte.    FN 26. März 2007

 

 

 

 

 

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